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Wann?

12. Juli 2023, 17:15-19:00

Wo?

Uhrturmhörsaal der Physik
S2|08 171
Hochschulstr. 4
64289 Darmstadt

Uhrturmhörsaal der Physik , S2|08 171 , Hochschulstr. 4 , 64289 Darmstadt

Veranstalter

FB Mathematik

giesselmann@mathematik.tu-darmstadt.de

Zuvor findet vor dem Uhrturmhörsaal um 16.45 Uhr ein get-together statt.

PD Dr. Ulf Hashagen, Deutsches Museum München: Alwin Walther (1898-1967) und das Institut für Praktische Mathematik an der Technischen Hochschule Darmstadt

Der Vortrag gibt einen Überblick über die Biographie des Mathematikers Alwin Walther, der zugleich zu den bekanntesten wie auch zu den umstrittensten Wissenschaftlern der TH Darmstadt zählt. Der 1928 an die TH Darmstadt berufene Walther forschte über numerische, graphische und instrumentelle Methoden und gründete Mitte der 1930er Jahre das berühmte „Institut für Praktische Mathematik“ (IPM), das sich ab 1940 zur größten Rechenfabrik des „Dritten Reichs“ entwickelte. Im Verlauf des Kriegs wurde Walther zum führenden Spezialisten für mathematische Instrumente und Maschinen, und das IPM arbeitete u. a. an dem von Wernher von Braun geleiteten Raketenprojekt mit. Nach einer Internierung in England nahm Walther seine Lehrtätigkeit in Darmstadt wieder auf und baute das im Krieg zerstörte IPM zu einem führenden Institut für instrumentelle und praktische Mathematik aus. So gehörte das IPM zu den drei wissenschaftlichen Instituten in der BRD, an denen ab 1950 elektronische programmgesteuerte Rechenanlagen gebaut wurden. Walther spielte durch sein wissenschaftsorganisatorisches Wirken eine wichtige Rolle bei der Adaption des Computers als neuer Forschungstechnologie im deutschen Wissenschaftssystem und avancierte so zu einem international bekannten Repräsentanten der deutschen Computerwissenschaft, verlor aber in den 1960er Jahren mehr und mehr den Anschluß an die rasante Entwicklung der Informatik. Das IPM wurde nach Walthers 1966 erfolgter Emeritierung aufgelöst.

Apl. Prof. Dr. Joachim Fischer, TU München: Das Institut für Praktische Mathematik und die Firma Ott in Kempten: Analogrechentechnik vor und nach dem Zweiten Weltkrieg

Alwin Walther (1898-1967) und sein spätestens zum WS 1935/36 so benanntes Institut für Praktische Mathematik (IPM) waren gleich im Jahr 1928, als Walther seine Stelle in Darmstadt antrat, mit der Firma A. Ott in Kontakt getreten. Daraus entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit, die von Seiten der Firma in erster Linie von Ludwig Albert Ott (1883-1946) wahrgenommen wurde. Sie begann mit dem Verfassen einer Anleitung für den von Ott neu-konstruierten Harmonischen Analysator nach Mader durch Walthers Lehrstuhl, führte über die Entwicklung eher kleinerer Integrierinstrumente, die entweder alternative Konstruktionsprinzipien (Quadrat- und Wurzelplanimeter mit Schubkurbeltrieben statt Zahnrädern) oder gar neue (Wurzelradialplanimeter mit gekrümmtem Planimeterfahrarm) benutzten, zu größeren und aufwendigeren Geräte wie Integraphen, Stieltjes-Planimetern oder Potenzplanimetern mit Kurvensteuerung. Die Zusammenarbeit kulminierte ab 1938 in der Konstruktion der "Differentialgleichungsmaschine IPM-Ott", einer großen Analogrechenanlage, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Darmstadt aufgestellt und von 1948 bis 1956 benutzt wurde. 

https://www.veranstaltungskalender.tu-darmstadt.de/media/Analysis_1679397631365_255.jpeg
 

Tags

Mathematisches Kolloquium, Mathematik, Numerik, AG_Analysis