Richtigstellung einer fehlerhaften Mitteilung des Vorsitzenden der DGEIM

 

Auf der DGEIM-Tagung am 25.10.2003 hat der DGEIM-Vorsitzende, Herr Privatdozent Dr. Treugut, nach dem Vortrag von K. Meyl eine Mitteilung gemacht, die ich hier im Wortlaut wiedergebe:

Treugut: ... Vielleicht darf ich sogar beginnen. Ich habe da eine interessante Mail bekommen von Angehörigen der Universität Stuttgart, was die Nutzung anbelangt ...

Meyl: Ja

Treugut: dass die Universität Stuttgart in der Nutzung dieser Technologie wohl ganz weit vorne mit ist, und zwar in Foundations of Physics Letters steht drin:

"EXPLANATION OF THE MOTIONLESS ELECTROMAGNETIC GENERATOR WITH <O(3)> ELECTRODYNAMICS",

da ist es eine ganz große Studie, wo ein Herr oder Frau Ciubotariu an dritter Stelle genannt ist, Angehöriger der Universität Stuttgart, und da geht es um die Energiegewinnung aus diesem physikalischen Bereich, und federführend ist da ein Professor Vigier aus Paris, der Beobachter des EU-Energie-Kommissars ist. Also ganz oben in der EU-Forschung und Planung steht offenbar die Nutzung dieser Energie, und da muss man sagen, die Universität Stuttgart ist da mit vorne dran.

Meyl:  ... ja, ja, mit dabei, gehört sich auch so ... Wir können ja bei Energiefragen nicht den Kopf in den Sand stecken, wir müssen, wir müssen schauen, dass wir, dass wir neue Energieträger finden, und diese Welle ist energietragend, weil eben diese skalaren Teilchen Impuls und Energie tragen ...

Treugut: Aber uns geht es um die Medizin, das dürfen wir bei unserem Thema nicht vergessen ...

Meyl: ... natürlich, natürlich ...

Treugut: ... und darüber wollen wir auch diskutieren ...

 

Diese Mitteilung ist falsch und bedarf der Richtigstellung:

Gründliche Recherchen in dieser Angelegenheit hatten folgendes Resultat:

Keine "Skalarwellen-Forschung" an der Universität Stuttgart:

1) Am Institut für Computer Anwendungen (ICA I) der Universität Stuttgart hat sich bis 1999 ohne Vertrag mit der Universität zeitweilig ein Herr C. Ciubotariu aufgehalten, vermutlich der o.g. "Skalarwellenforscher". Die von Ciubotariu in [1] wie auch in einer späteren Arbeit reklamierte Zugehörigkeit zur Universität Stuttgart ist somit sachlich nicht zutreffend. Die von Ciubotariu bis 1999 veröffentlichten Arbeiten haben keine Beziehungen zu Skalarwellen.

2) Der Direktor des Instituts für Computer Anwendungen (ICA I), Prof. Dr. H. J. Herrmann, teilt mit, dass in seinem Institut nie an "Skalarwellen" gearbeitet wurde.

"Skalarwellen-Forschung" des Alpha Institute for Advanced Study:

3) Die oben genannte Arbeit ist, wie aus einem Untertitel ersichtlich, eine Gemeinschaftsarbeit von Angehörigen des Alpha Institute for Advanced Study (AIAS). Es wird die folgende Anschrift angegeben:

Institute for Advanced Study, Alpha Foundation, Institute of Physics

11 Rutafa Street, Building H, Budapest-H1165, Hungary  

Diese private Organisation steht in keinerlei Verbindung zu den beiden in Budapest ansässigen Universitäten, der Eötvös Loránd University und der Budapest University of Technology and Economics. D.h. auch diesen beiden Universitäten lässt sich "Skalarwellenforschung" nicht nachsagen.

4) "Director" von AIAS ist Dr. Myron W. Evans, auf den die O(3)-Theorie zurückgeht, die dem MEG-Artikel [1] zu Grunde liegt . Der o.g. Co-Autor Prof. Vigier ist ein sehr alter Herr (über 80), der kaum noch in der Lage sein dürfte, die ihm zugeschriebene Tätigkeit eines "Beobachters des EU-Energie-Kommissars" auszuüben. Im übrigen gibt es einen solchen Kommissar bei der EU nicht. Ein weiterer Co-Autor der MEG-Arbeit ist Dr. Milan Mészáros, der bis 1997 als "President" von AIAS fungierte. Nicht zu vergessen unter den Autoren ist der "Erfinder" des MEG, Tom Bearden. Dazu unten mehr. Bemerkenswert ist noch, dass keiner der Autoren der AIAS Group eine Stelle an einer der beiden Universitäten in Budapest innehat.

Die dubiose Entstehung der O(3)-Theorie:

5) Evans hat 1992 in einer Arbeit [2] die Hypothese aufgestellt, eine zirkular polarisierte ebene EM-Welle werde stets von einem konstanten longitudinalen Magnetfeld, einem "B(3)-Feld", begleitet, wohlgemerkt eine Hypothese, keine zwingende Schlussfolgerung aus einer Theorie oder aus Messungen. In den Folgejahren konnte von mehreren Autoren die Existenz eines solchen Longitudinalfeldes B(3) experimentell definitiv ausgeschlossen werden. In [7] heißt es über den von Evans vorhergesagten (inversen) Faraday-Effekt:

It is experimentally shown that the optical Faraday effect associated with a circularly polarized light beam and predicted by Evans … does not exist.

Oder in [8]:

Experimental investigations of the photon’s B(3)-field (third longitudinal polarization) are reported. The existence of an "axial magnetostatic field of the photon" has been predicted in B(3)-theory as the fundamental property of the circularly polarized light, and reported in numerous papers and monographs high sensitivity detection has been employed in the photomagnetic induction, Faraday and inverse Faraday effect (FE) originating from such a field. The results of all three experiments clearly disprove the claims of B(3)-theory. Putting together these results and theoretical calculations in perspective, it is concluded that such fields are non-existent.

Im übrigen wäre das von Evans postulierte longitudinale Magnetfeld, weil konstant, auch keine "Welle" gewesen, also sicher nicht die für die DGEIM erhoffte "Skalarwelle". Zudem: Von Sendedipolen erzeugte elektromagnetische Wellen sind linear polarisiert. Für derartige Wellen wäre das Longitudinalfeld (wenn es denn überhaupt existiert) auch nach Evans [4, S. 568 Zl. 10 v.o.] sogar Null.

6) Das B(3)-Postulat des Herrn Evans von 1992 verwandelte sich von einem "Versuchsballon" bis 1994 zu einer (für Evans) feststehenden Tatsache, die dann von Evans Physiker-Kollegen heftig kritisiert wurde. Diese Kritik wurde noch gesteigert durch den Umstand, dass Evans daran ging, auf Grund seiner experimentell widerlegten Hypothese von 1992 eine "New Electrodynamics", eine sog. "O(3) Theory" aufzubauen. Diese Kritik erfährt bis heute immer neue Impulse. (s. Anlage) Eine einfache Widerlegung der Evans-Annahmen von 1992 und 1994 kann hier in [6] nachgelesen werden. Betroffen von dem Evans-Fehler sind weitere auf der DGEIM-Tagung vorgetragene Skalarwellen-Projekte, so z.B. die Ausführungen von Dr. Maret, denen jeder Boden entzogen ist.


Das Bearden-MEG Ergebnis einer fehlerhaften Theorie:

7) Eine "Frucht" dieser "New Electrodynamics" ist die oben zitierte "ganz große Studie", die MEG-Arbeit. In dieser wird unter direkter Bezugnahme auf das experimentell und theoretisch widerlegte B(3)-Feld ein Perpetuum Mobile (PM), das MEG, gerechtfertigt. Für jeden vernünftig denkenden Menschen wäre diese Rechtfertigungsmöglichkeit eines PM ein deutliches Warnzeichen, die dahinter stehende Theorie gründlichst auf Fehler zu überprüfen. Und in der Tat: Da das Evans’sche B(3)-Feld Null ist, folgt aus der Gleichung (1) der MEG-Arbeit bereits für jedermann sichtbar, dass das MEG auch theoretisch keine Energie erbringen kann.

8) Der "Erfinder" des MEG, Tom Bearden, "AIAS-Emeritus", ist web-bekannt für seine - vorsichtig ausgedrückt - phantasievollen Ausführungen im Internet, von ihm stammt z.B. die. Ankündigung eines "Scalar War", oder die Behauptung, die Russen hätten schon zu Zeiten der Sowjet-Union "Skalarwaffen" entwickelt. Und so handelt es sich bei der "großen Studie" um nichts anderes als die Phantastereien des "Erfinders" T. Bearden.

 

Zusammenfassung

Seitens der DGEIM wurde ein grobe Fehlinformation in die Welt gesetzt. Es wurde zum Zweck eigenen Renomméegewinns versucht, seriösen wissenschaftlichen Institutionen unseriöse "Forschungen" unterzuschieben. Eine Auswirkung derartigen Verhaltens hat die DGEIM schon zu spüren bekommen: Die Universität Stuttgart wird künftig in ihren Räumen keine Veranstaltung der DGEIM mehr zulassen.

 

Prof. Dr. Gerhard W. Bruhn

Technische Universität Darmstadt



Anlage 1  Aus einer kritischen Besprechung [5] von AIAS-Publikationen:

The AIAS paper should never be published by any serious journal. We must say that (unfortunately) this applies also to the other 59 papers of the AIAS group published in the special issue: J. New Energy 4 (3), 1-335 (1999).

. . .

We could continue pointing many other errors in the papers of the AIAS group published in the special issue of the J. New Energy [0] or in other publications, but after our analysis of AIAS1 it should be clear to our readers that such an enterprise should be given as exercises for the training of advanced mathematical and physical students in the identification of mathematical sophisms. We think that our critical analysis of AIAS1 and of some other papers of the AIAS group and also of some papers by other authors quoted by them serves our proposal of clearly denouncing that very bad mathematics is being used in physics papers. Worse, these papers are being published in international journals and books. Someone must stop the proliferation of so much nonsense.

. . .

Of course, Silverman is referring to Evans, which together with some colleagues (the AIAS group) succeeded in publishing several books edited by leading publishing houses and also so many papers even in respectable physical journals. The fact is that Evans and collaborators produced a vast amount of sheer non sense mathematics and physics, some of them discussed in other sections of the present paper. Production of mathematical nonsense is not a peculiarity of the AIAS group. Indeed, there are innumerable examples of mathematical sophisms published in the recent Physics literature. This fact reflects the low level of university education in the last decades. Hundreds of people call themselves mathematical physicists, write and succeed in publishing many papers (and books) and the truth is that they probably would not be approved in a freshman calculus examination in any serious university.

 


Quellen

[1]       M. W. Evans e.a. : Explanation of the Motionless Electromagnetic Generator (MEG) with O(3) Electrodynamics; Foundations of Physics Letters, Vol. 14 No. 1 (2001)

[2]       M. W. Evans: The elementary static magnetic field of the photon, Physica B 182 (1992) 227-236.

[3]       M. W. Evans: The photomagneton B^(3) and its longitudinal ghost field B(3) of electromagnetism, Foundations of Physics Letters, Vol. 7, No. 1 (1994) 67 - 74.

[4]       M. W. Evans: Reply to Critics of the B(3) Field, Foundations of Physics Letters, Vol. 8, No. 6 (1995) 563 - 573.

[5]       A. L. Trovon de Carvalho and W. A. Rodrigues: The non sequitur mathematics and physics of the "New Electrodynamics" proposed by the AIAS Group, arXiv:physics/0302016 v4, 17 July 2003

[6]       G. W. Bruhn: Refutation of Myron W. Evans’ B(3) field hypothesis,

             http://www2.mathematik.tu-darmstadt.de/~bruhn/B3-refutation.htm

[7]       G.L.J.A. Rikken: Nonexistence of the optical Faraday effect, OPTICS LETTERS Vol. 20 1995, 846-847.

[8]       M.Y.A. Raja, W.N. Sisk, M. Yousaf, D. Allen: In search of photon’s elementary axial magnetostatic field, Applied Physics B: Laser and Optics Vol.  64 1996, 79-84